Samstag, 24. Dezember 2011

Weihnachten?

Zeit der Besinnungslosen


Das hatte der kleine pausbäckige Jesus von Nazareth sich bei seiner Geburt wohl ganz anders vorgestellt. 2011 Jahre nachdem er das Licht dieser Welt erblickte... wobei allein schon der Begriff „Licht“ in diesem Zusammenhang und diesem Jahr eine maßlose Übertreibung ist. 

Ein Licht, dass diesen Tag mit seinen trüben Grauschattierungen, unscheinbaren Brauntönen und schmuddeligen Erdfarben nicht um einen Deut von der konstant vorhandenen Selbstmordatmosphäre der letzten und der nächsten drei Monate unterscheidet. 

Obendrein nieselt es fies bei fast 11°C.
Graues Weihnachten

Weihnachtsartikel gibt's schon früh im Jahr 

Schon seit übertrieben langer Zeit nerven mich Schokoladenweihnachtsmänner, Dominosteine und Nürnberger Lebkuchen in den Regalen der Supermärkte. Genau so lange spürt man in der Werbung die Weihnachts-Umsatzgeilheit der gesamten Wirtschaft. 

Und je näher wir dem Fest der Feste kommen, desto aufdringlicher werden wir förmlich zum Kaufen hypnotisiert.

Auf Weihnachtsmärkten wird die Menschheit  sogar mit eklig gepanschtem Glühwein gefügig gemacht...

Zum Weihnachtsbaum kommt man günstig in der Provinz

Ehrlich gesagt: je älter ich werde, desto mehr nervt mich die Weihnachtszeit. 

Schon wenn der Tannenbaum, wie üblich immer im Januar, wieder aus dem Wohnzimmer verschwindet, wird mir bewußt, dass in spätestens elf Monaten wieder solch ein nadelnder Geselle in unserem Wohnzimmer sterben wird.

Dann geht also leider alles wieder von vorn los.

Mein Baumverkäufer pflanzt nichts
mehr nach... Alles muß raus - diesen
Schmalhans hat man untenrum 
geplündert 

Dieses ist mein fünfzigstes Weihnachten.

Mich persönlich belastet meine Einstellung zu diesem Fest und ich frage mich: wie kommt das eigentlich? 

Früher habe doch auch ich mich auf Weihnachten gefreut, habe Spaß am Beschenken und Freude am Beschenktwerden gehabt, empfand Weihnachten als besinnliche, geruhsame Zeit.

... dieser Baum ist mit ALLEM durch

"Früher" – was für ein Wort, was für eine Bedeutung. "Früher" habe ich die Augen rollend verdreht, wenn Jemand seine Erzählungen mit diesem Wort begann. Ich nahm mir damals fest vor, diesen Ausdruck später auf keinen Fall zu gebrauchen. 

Bei der Redewendung „früher war alles besser“ war ich beispielsweise sofort bereit, heftigsten Widerstand zu leisten – für mich war das Jammerei. Eine Person, die mit dieser Äußerung kam, hatte meines Erachtens Probleme mit dem Hier und Jetzt.

Baumschlachtung: teilweise sind nur noch Stubben übrig 

Heute stehe ich anders zu diesem "Früher". Damals war weissgott nicht ALLES besser, aber VIELES war anders. Vieles, was sich seitdem geändert hat, ist sicherlich Schuld an meinem veränderten Weihnachtsgefühl. 

Entgegen dem allgemeinen Trend von nahezu ungehemmtem, panischem Kaufrausch sowie Prunk, Protz und Völlerei bevorzuge ich lieber eine bescheidene und beschauliche Weihnachtszeit.

Ich hab' noch ein Bäumchen 
gefunden - wohl zum letzten Mal
von dieser Stelle

Es muss keine Blautanne sein, die Kinder bekommen kein iPhone (hab ich nicht mal selbst) geschweige denn einen neuen PC, ein neues Notebook oder die neueste Playstation. Und meine Frau bekommt keinen teuren Schmuck, keinen wervollen Wellnessgutschein und auch kein neues Auto. 

Am Heiligen Abend essen wir ein traditionelles, schlichtes Weihnachstgericht „Schlesische Weißwurst und handgemachten Kartoffelsalat“. Den kleinen Weihnachtsbaum habe ich, wie schon seit vielen Jahren, von Privat für kleines Geld erstanden - nächstes Jahr muss ich mir jedoch wohl eine neue Baumquelle suchen – der jetzige Baumverkäufer ist inzwischen über 80 und pflanzt auf seinem Grundstück schon seit Jahren keine neuen Bäumchen mehr an!

Der Baum auf seiner letzten Reise im Gepäckabteil
meines A2 

Nachdem wir vor ein paar Jahren in der immer sehr weihnachtlich geschmückten, heimeligen Kirche in unserem Dorf etwa eine Stunde vor dem sehr begehrten Weihnachtsgottesdienst keinen Platz mehr bekamen (weil unzählige Fremde lieber am Gottesdienst UNSERER Kirche teilnehmen wollten, als in ihrer eigenen), entfällt seitdem leider auch diese Tradition ersatzlos.

Weihnachten auf dem platten Land
Somit beginnt bei uns ab dem späten Nachmittag jedes 24. Dezember eine sehr besinnliche Zeit ohne Superlativen, ohne Streß.

Ein paar Tage zum Nachdenken, Entspannen, Herunterkommen. 

Überhaupt: das Schönste an der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist, dass sich immer einrichten läßt, dass ich nicht zur Arbeit muss.

Tannenbaum 2011

Ich sehne mich nach der Möglichkeit zur Besinnung, nach Ruhe zum Nachdenken, nach zwangloser Schlichtheit und nach gemütlicher Behaglichkeit im Kreise meiner Lieben.

So mental und körperlich erholt kann man dann  das neue Jahr beginnen.


In dem Sinne – wünsche ich
ein geruhsames Fest
und einen erfolgreichen Jahresstart.

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